Nach einiger Recherche zu Debussyinterpretationen bin ich auf diese späte und eher rare Bernsteinversion gestoßen. Das beste was ich bis dahin gehört habe war Boulez mit dem Cleveland Orchestra. Konsequent kühl klar , ultrapräzise und zügig eine skulpturhafte Referenzversion der wichtigsten Orchesterwerke Debussys(zwei Grammophon CDs von Anfang der 90 er). Die hier vorliegende Aufnahme von La Mer ,den Images und prelude a l apres...... ist eher weniger bekannt. Bernstein polarisiert , weil er stark interpretiert und der Musik alles und manchmal vielleicht sogar mehr abverlangt als da ist. Auch hier interpretiert er mit wagemutigen Tempoentscheidungen. Aber kann man dieser Musik zu viel abverlangen? Alle auf dieser cd enthaltenen Stücke zählen wohl zu den genialsten und ausdruckstärksten(vor allem im subtilen Sinne) Orchsterwerken aller Zeiten(Symphatie mit Debussys Werk natürlich vorausgesetzt). Und hier entscheidet sich das pro oder kontra Bernstein für mich schnell. Es sind die sicher unkonventionellsten aber auch intensivsten Versionen , die ich kenne. Bernstein musiziert sich mit dem italienischen Orchester in die "Transzendenz" hinein. Zelebriert die Stücke mit explosiver Dynamik. Erstaunlich finde ich zu beobachten, dass die
erhöhte Lebendigkeit ( im Vergleich zu z. B. Boulez) nicht erkennbar der Präzision zum Opfer fällt. Auch hier findet eine akribische Ausleuchtung
statt. Dennoch kommt die Musik sinnlicher rüber als in anderen Versionen die ich kenne. Diese Jahrhundertwerke sind in dieser ausergwöhnlichen Paarung ein Griff nach musikalischer Großartigkeit. In diesem Sinne empfehle ich diese Rarität sehr . Wer sich sowohl für Debussy als auch für Bernstein erwärmen kann sollte eines der wenigen Exemplare , die noch nicht zu "Einzelstück-Sammlerpreisen" angeboten werden werden dringend ergattern.