Da wird Rockmusik gefühlt 800 mal totgesagt, und dann kommt da eine gewisse Erika M Anderson, die sich nicht zu blöd ist, ihren Namen abzukürzen, die auf cool und sexy macht (wobei ihr letzteres besser gelingt), mit ihrem Debüt und zeigt PJ Harvey mal eben, wo sie sich ihren Most holen kann.
Schon der Opener, The Grey Ship, ist so ambitioniert, dass der Album-Titel Past Life Martyred Saints eingängig wirkt. Hitparaden tauglich dagegen California, auf der EMA zickig den Südwest-Staat ins nicht eben schönste Licht stellt, um dann auf Marked nach viel Lärm erstaunlich zart und zerbrechlich zu klingen. Überhaupt holen die Stücke den Zuhörer zu Beginn an der einen Stelle ab, um ihn am Ende an einer völlig anderen verdutzt stehen zu lassen, nur eben nicht in der Ecke, die sich Langeweile nennt.
Erfreulich auch, dass EMA bereits die Langsamkeit entdeckt hat und ihre Band nicht alles mit Noten zuhaut. Trotzdem fühlt man sich am Ende des Albums, als könnte man einen starken Drink gebrauchen.
Allerdings: wenn andere Kritiker von einem "Album wie eine Kanonenkugel" schreiben, ist ihnen zwar zuzustimmen, aber es muss gesagt weerden, woher die Wucht des Albums (auch) kommt. Daher nämlich, dass Past Life Martyred Saints Opfer des "Loudness War" geworden ist, der jegliche Dynamik kleinhaut wie - nunja: eine Kanonenkugel. Ich könnte ja verstehen, wenn jemand sagt, ein Album wie Past Life ... sollte besser in Low-fi aufgenommen werden, nur träfe das nicht den Punkt. Man höre sich nur einmal California oder Marked an. Musikalisch ist das ein Gematsche, das mich in Versuchung bringt, einen Stern abzuziehen.